Samstag, 4. Januar 2014

Hallo ihr Lieben, ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen. Bei mir war es irgendwie anders als sonst, aber das könnt ihr euch ja sicher denken. Wir haben zum Glück mit einer anderen Urlaubsgruppe in Trosly zusammen gefeiert. Das Foyer dort war riesig, sodass wir locker mit 18 Mann am Tisch Platz hatten. Leider wollten schon die ersten um 10 Uhr zurück zu unserem "Gast-foyer" fahren. Einer hat sogar Magenkrämpfe vorgetäuscht, aber wir sind hartnäckig bis um 0:30 geblieben. Den Countdown haben wir zwar verpasst (die Raucher draußen vor der Tür auch) und auch sonst haben wir nichts von den Silvester-Traditionen gemacht, wie wir sie kennen, aber wenigstens konnten wir mit Champony (alkoholfreier Sekt mit Geschmack) anstoßen. Am 1. haben wir ein Neujahrskonzert besucht, am 2. waren wir im Kino und danach im Restaurant und am 3. sind wir schon wieder zurück nach Ambleteuse gefahren. Das mag sich zwar im ersten Moment entspannt anhören, aber ich hatte wirklich keine entspannten Tage. Wir konnten zwar immer lange schlafen, aber so gut wie nie eine Pause nehmen, weil die Leute ständig um einen herum sind. Als ich einmal für 10 Minuten auf meinem Zimmer war um meinen Koffer zu packen, hat der eine schon meinen Namen gerufen (soweit er ihn aussprechen kann) und kam irgendwann auch hoch und stand dann in meiner Tür und hat mir zugeguckt. Privatsphäre hatten man dort kaum, da war ich froh, als ich an meinem Geburtstag frei hatte und Jan mich besucht hat. Die Rückfahrt verlief relativ problemlos. Diesmal haben wir nicht den Kassenzettel an der Mautstelle vergessen und haben uns sogar 1,50€ gespart. Dafür sind wir aber auch eine Stunde in der Landschaft herumgeirrt, weil unser Navi (das einzige für 3 Fahrzeuge) mal wieder etwas planlos war. Also wenn man nicht unbedingt darauf angewiesen ist, würde ich es nicht empfehlen zwei weiteren Autos folgen zu müssen. Als wir dann endlich nach ca. 5 Stunden heil in Ambleteuse angekommen sind (der Sturm hat uns auch nochmal für eine halbe Stunde auf eine Raststätte gezwungen), konnte ich sofort weiter zum nächsten Foyer und meine Leute einsammeln. Anstatt einem "Schön dich zu sehen" habe ich von Marie-Claire erstmal ein freundliches "Du musst meinen Koffer die Treppe runter zum Auto tragen, ich kann das nicht! erhalten. Überhaupt habe ich an diesem Tag nur als Fahrer, sowie Ein- und Auslader gedient. Valerie, Giulia und ich haben aber schon beschlossen, dass wir in diesem Jahr rebellischer sind und uns nicht als Putzfrau, Köchin, Babysitterin oder Chauffeurin ausnutzen lassen. Ich kann zwar noch nicht auf Französisch schimpfen, aber zur Zeit eigne ich mir das an. Einer aus der Urlaubsgruppe hat mich so aufgeregt, weil er immer vorne sitzen wollte, aber ständig irgendwelche Lichter angemacht und Knöpfe gedrückt hat. Als er zum dritten Mal zum Auto gerannt (!!) ist und trotz meiner Rufe sich reingesetzt hat und die Tür zugeknallt hat, als ich gerade meine Hand dazwischen halten wollte, habe ich ihn angeschrien und hätte ihn auch fast aus dem Auto gezerrt, hätten wir nicht nur 5 Minuten fahren müssen. Im Restaurant hat er sich dann wieder neben mich gesetzt, als wäre überhaupt nichts gewesen, hat ständig seinen Kopf auf meine Schulter gelegt und dabei "Mama" gesagt (das sagt er immer, wenn er anhänglich wird). Das ist das Problem mit den Leuten hier in der Arche. In der einen Sekunde beschimpfen sie dich und sagen richtig gemeine Dinge wie "das sage ich XY (unsere "Vorgesetzten"), wie du dich verhälst, ich bin so froh, nicht mit dir in einem Foyer zu sein". Und im nächsten Augenblick kommen die an und sagen einem, wie gerne sie einen haben. Da fühlt man sich einfach nur verarscht und kann nur gezwungen dazu lächeln. Das ist dann nicht so, wie man sonst immer hört, "die Menschen geben einem so viel", sondern das sind Menschen, die durchaus klar denken können und ihr Verhalten kontrollieren können. Es ist so schwer, die Behinderung einzuschätzen. Im Prinzip sind das Menschen, mit denen niemand zusammen leben will, weil sie eigensinnig und egoistisch sind und sich nicht die Mühe geben, andere zu verstehen oder sich in sie hineinzuversetzen, obwohl sie sonst zu allem in der Lage sind. Heute z.B. hat Stéphane 3 Stunden lang laut Musik gehört und auch noch telefoniert und er schreit und redet noch schneller als sonst am Telefon. Ich hatte mich zu der Zeit kurz hingelegt, weil ich seit langem mal wieder eine Mittagspause hatte. Nachdem ich schon eine halbe Stunde wütend vor mich hingeschmollt habe, bin ich zu ihm und habe ihn darum gebeten, aufzuhören oder leiser zu sein. Natürlich hat er keins von beidenn gemacht, obwohl er das sehr wohl versteht. Er hat sich zwar später entschuldigt, als Giulia ihn darauf aufmerksam gemacht hat, nachdem ich schlecht gelaunt runter gekommen bin, aber man hat einfach gemerkt, dass er das überhaupt nicht ernst gemeint hat und überhaupt nicht darüber nachgedacht hat, dass er andere mit seinem Krach stören könnte.
Auch wenn es schwer nachzuvollziehen ist, muss ich darüber berichten, weil das u.a. ein Thema ist, worüber man hier viel nachdenkt.

Und wenn ich von jemandem, der für 1 Stunde eine Behindertenwerkstatt besucht hat, höre, dass es einen glücklich macht, wenn sie einen anlächeln, dann werde ich denjenigen erstmal auffordern, mit Menschen mit Behinderung zusammen zu wohnen. Man mag sie vielleicht im ersten Moment niedlich finden, aber man darf sie nicht so behandeln und vorallem ihr Verhalten nicht verallgemeinern. Man muss versuchen, die Behinderung auszublenden und versuchen diesen Menschen einzuschätzen. Und wenn man mit demjenigen nicht gut klar kommt, dann darf man sich ihm gegenüber auch nicht verstellen.

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