Sonntag, 11. Mai 2014

Was mir heute am besten gefallen hat:

Stéphane ist der Einzige beim Abendessen der pausenlos redet. Die anderen verdrehen schon genervt die Augen, Stéphanie flüstert mit André (kein Benehmen unsere Leute...). Stéphane erzählt davon, dass er mit Patricia einen Kaffee trinken war. Die anderen werden aufmerksam, aber nur, weil übers Essen geredet wird und ich kann in ihren Köpfen lesen "man und warum haben wir zum Kaffee keinen chausson au pomme (Apfel-Teigtasche) gekriegt?!" Dann wurde noch gesagt, dass Stéphane und Patricia Freunde sind, laut Marie-Claire weil Patricia so nett ist. Ich kann mir die beiden nur zu gut vorstellen. Stéphane, der seinen Kaffee und sein Stückchen schon gefuttert hat bevor Patricia sich überhaupt hingesetzt hat. Dann bestürmt Stéphane sie mit Fragen und seine Gedanken wechseln schneller das Thema als sein Mund folgen kann. Patricia wird eingesunken in ihrem Stuhl sitzen und bei jedem lauten Geräusch von Stéphane hochschrecken, ihr "Oui" herauspressen um dann wieder resigniert in sich zusammenzufallen. Bei uns am Tisch ist es nicht anders. Aber als Stéphane erzählt hat, dass die Verkäuferin sie für ein Pärchen gehalten hat, hat sogar Patricia ihr spitzbübisches Lächeln gezeigt. Das ist so selten, dass ich mich jedes mal darüber freue. Obwohl nur kurz ihre Mundwinkel nach oben wandern und sie einen scheuen Blick in die Runde wagt. Ich glaube, richtig lachen mit Geräusch und Zähnezeigen (das zu benennen ist komisch, weil es uns so banal erscheint) kann sie gar nicht. 

Ich bin gerade dabei zum dritten Mal die Spülmaschine umzuräumen und das Chaos aus Gläser, Tassen und der Kaffeekannen, die jeden Sonntag dort rein kommen, zu beseitigen. Ich kann 500-mal zeigen und erklären, dass man, um seine Sachen in die Spülmaschine zu räumen, diese am besten komplett öffnet und die Etagen herauszieht, damit man sieht, wo noch Platz ist und nicht in der ersten Reihe anfängt zu stapeln... Aber wie schon gesagt, hoffnungsloser Fall. Also war ich mal wieder damit beschäftigt, als Marie-Claire das Geräusch klappernder Gläser aus dem Wohnzimmer hört und ruft "Wer, wie, wer fasst die Maschine an?" Keine 2 Sekunden steht sie in der Küche, "ahh, machst du die Spülmaschine an? Ich warte schon. Hier, die Kapsel." Während ich mir denke "genau die selben Worte wie jeden Abend" fährt sie in ihrem Kommando-Ton fort "Ich fasse die Maschine nicht an. Hier mach du. Ich will nichts kaputt machen.Wir müssen euch fragen. Die Assistenten machen das." Ich finde es witzig, wie sie immer das Wort "Assistenten" hinterherschiebt. Als wären wir alle ein und dieselbe Person, auf dessen Stirn "Spülmaschinen-Anmacher und Pedikürtermin-Organisierer" geschrieben stünde. 

Als hätte sie meine sarkastischen Gedanken lesen können, kam sie keine 5 Minuten später wieder an. "Wann rufst du bei der Pediküre an?! Ah und 10-mal hat sie gefragt, ob auch die Haustür unten abgeschlossen ist.

Kurz vor Feierabend saßen Giulia und ich auf den Stühlen im Flur und haben uns mal wieder den Kopf zerbrochen, warum im Moment so eine drückende Stimmung ist. Ob das daran liegt, dass David weg ist und wir somit keinen Responsablen mehr haben oder ist es das schlechte Wetter (auf was es Giulia gerne schiebt). Ich bin ja der Ansicht, dass die immer so drauf sind. Deshalb habe ich mich auch von der Vorstellung verabschiedet, denen immer alles Recht zu machen, um mehr Freude in ihr Leben zu bringen. Unsere einfallsreiche Psychologin meinte schon, wir sollten mal probieren, unsere Messlatte der Anforderungen nicht zu hoch zu hängen. Ja, bitte wohin denn dann? Dann landen wir mindestens 30 Meter unter der Erde. Aufjedenfall (ihr merkt, ich hätte soviele Themen, über die ich schreiben könnte) kommt mitten in unsere Grübelei Marie-Claire geplatzt, als ob sie das Gesagte unterstreichen will, und hält uns einen Zettel entgegen. Darauf hat ihr Vormund geschrieben, wie viel ein Liegestuhl kostet, den sie sich schon seit längerer Zeit wünscht um sich zu bräunen. Ungläubig starre ich auf den Preis von 99,99€ und versuche ihr zu erklären, dass das viel zu teuer ist. Giulia hatte dann das zündende Argument, dass Marie-Claire davon ganze 3 Mal zum Friseur gehen könnte! Ihre Reaktion war perfekt. "Ah, bon?! Alors..." zerreißt den Zettel und wirft ihn weg. So einfach gehts. Man muss nur den richtigen Weg finden. 

Ich versuche auch den richtigen Weg zu finden. Die nächste Gelegenheit bietet sich wahrscheinlich schon wieder morgen früh, wenn Stéphanes Wecker im 5 Minutentakt klingelt, weil er immer nur auf Snooze drückt anstatt ihn auszuschalten. Letztens meinte Andre dazu: "Ja das ist total komisch. Er klingelt, hört auf und aufeinmal fängt er wieder an!" Ich war kurz davor "maaaaagic!" zu rufen, habe es mir aber gerade noch verkniffen. 

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