Freitag, 20. September 2013

Ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen

Heute war das erstes offizielles Treffen mit den neuen Freiwilligen/Assistenten in Ambleteuse. Das mittwochs im Pub ist mehr so zum Vergnügen gedacht und auch nicht zwingend. Also haben wir uns heute nochmal alle vorgestellt, ein neues Gesicht war immerhin dabei. Dann ging es noch um positive Erfahrungen mit den Bewohnern und um unsere Eindrücke des ersten Tages. Ich wurde sogar auch einigermaßen verstanden, aber das braucht man auch nicht zu fürchten. Sich irgendwie zu äußern ist besser als gar nichts zu sagen. Denn was ich am meisten vermisse sind lockere Gespräche und Scherze, eben reden "frei Schnauze". Gut, dass ich dafür Valerie habe. 
Heute Mittag bin ich zum ersten Mal mit zu diesem Tanz-Fitness-Kurs gegangen. Genannt "Madness" - und das kann man ruhig wörtlich verstehen. Ich musste nach Ambleteuse fahren, Bewohner einsammeln und zurück nach Boulogne fahren. Da ich den Weg zum Fitnessstudio nicht wusste, meinte Aline, dass ich hinter ihr herfahren kann. Es fing schon damit an, dass sie eine andere Route nach Boulogne gefahren ist, als die, die ich kenne. Die Straßen waren sehr eng und holprig und sie ist so schnell gefahren, dass ich Schwierigkeiten hatte, hinter ihr zu bleiben. Natürlich hat sie auch nicht bedacht, dass ich eigentlich nicht so schnell fahren darf wie erlaubt. In Frankreich muss man nämlich unter 25 oder 23 mindestens 10km/h langsamer fahren, als alle anderen. Das ist auch mit einem großen "A"-Aufkleber gekennzeichnet. Dann haben im Auto alle draufbestanden, Musik anzumachen um sich aufs Tanzen einzustimmen und Nr.5 hat gemeckert, dass ihr zu heiß ist. Dann hat sie auf der Autobahn ständig das Fenster auf und zu gemacht, weil sie sich nicht entscheiden konnte. Auf dem Parkplatz angekommen, habe ich mich gleich neben Aline auf den Behinderten-Parkplatz gestellt und mich gefreut, dass ich dort jetzt legal parken darf. Leider ist auf dem Auto keine entsprechende Kennzeichnung, sodass ich doch noch umparken musste. Das Tanzen war ganz witzig, obwohl schon nach 10 Minuten Ballspiele gespielt wurden. 
Wieder Zuhause hat Valerie das Kochen übernommen. Dabei haben wir erkannt, dass man im Supermarkt nicht immer unbedingt die billigste Tomatensoße in der Dose kaufen sollte, besonders wenn sie "Aicha" heißt (sehr suspekt) und man sich nicht sicher ist, ob im Haus ein Dosenöffner vorhanden ist. Während Valerie also versuchte eine einigermaßen wohlschmeckende Soße zu machen, habe ich mich bemüht zwei Personen zu unterhalten. Die eine war heute zum Essen eingeladen und ist die, die bald zu uns zieht. Sie ist ein ganz zartes Persönchen (innerlich, nicht äußerlich) und redet immer leise und einem zerbrechlichen Stimmchen. Wenn man sie fragt, ob alles okay ist, sagt sie immer nur "ja". Deshalb fragt man sie am besten keine Entscheidungsfragen, sonst kann man kein Gespräch aufbauen. Mit dem Anderen habe ich  verschiedene Prospekte durchgeguckt und, da er nicht lesen kann, ihm ein Zitat von Francois Hollande "vorgelesen". Ich hoffe, er hat dabei mehr verstanden als ich. Bei dem Prospekt vom Supermarkt ist er allerdings richtig aufgeblüht und hat auf die verschiedensten Dinge gezeigt. Ich hab dann meine Standard-Sätze gebracht, wie "Das ist schön/lecker/groß/zu teuer/interessant/zu viel". 

Im Großen und Ganzen fühle ich mich hier von Tag zu Tag selbstständiger. Z.B. als ich heute auf dem Weg nach Ambleteuse meine Kreditkarte bei der Bank abgeholt habe oder die Fitness-Trainerin nach einer Liste für weitere Kurse gefragt habe. Generell ist man mit dem Auto hier wirklich gut dran, vorallem weil es uns jederzeit zur Verfügung steht, sogar in unserer Freizeit. Heute hatte ich noch etwas Zeit, bevor ich in Ambleteuse sein sollte und da bin ich links abgebogen und auf den Touri-Parkplatz in den Dünen gefahren. Daran fahren wir sonst achtlos vorbei, aber heute war schönes Wetter, es war gerade Flut und das Meer hat ausgesehen wie in der Karibik. Vorne hellblau-schimmernd und weiter hinaus wurde es immer dunkler. Sogar die Küste von England konnte man deutlich am Horizont erkennen. Die Landschaft hier ist wirklich wunderschön, vorausgesetzt das Wetter ist einigermaßen gut. Dennoch hat man hier bei Regen gute Chancen, dass es in ein paar Stunden wieder ganz anders aussieht. Letztens habe ich darüber Witze gemacht und gemeint, dass es morgen vielleicht schneit. Da hat David gelacht und ich hab mich über meinen ersten bewussten Witz gefreut. Er guckt immer ämusiert wenn ich vor ihm stehe, den Kopf im Nacken damit ich ihn überhaupt ansehen kann, und mich mitzuteilen versuche. Und Valerie lacht immer über meine Aussprache, aber das macht die zwei noch sympathischer, vorallem weil sie mich immer ausreden lassen und ich dabei selbst anfangen muss zu lachen, weil ich mir denken kann, wie schlimm sich das anhören muss. 

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