Dienstag, 24. September 2013

Was mache ich eigentlich hier?

Heute berichte ich mal von meiner Arbeit und Aufgaben, die mir bis jetzt zugeteilt wurden. Zuerst möchte ich noch erwähnen, dass ich es vorher nie für möglich gehalten habe, dass man Arbeit und Freizeitt so gut in Einklang bringen kann, wenn Wohn- & Arbeitsstelle identisch sind. Theoretisch habe ich einen 11-Stunden Tag, nämlich von 7 Uhr morgens bis 21:30, dazwischen 3 Stunden Pause. Oft ist zwischendurch nichts zu tun, da kann man sich ruhig mal raus in die Sonne legen (gut, dass ich mir die Mühe gemacht habe die Picknickdecke mitzuschleppen). Allerdings muss man sich an diese "lässige Arbeitshaltung" erst einmal gewöhnen, wenn man nur die deutsche Schaffer-Einstellung kennt. 

Also morgens fängt es an mit Frühstück vorbereiten. Da lauert schon die erste Herausforderung, nämlich an alles zu denken, bevor Nr. 5 herunter kommt und verbissen nach etwas sucht, das noch nicht erledigt wurde. Das macht einen gleich hellwach und konzentriert. Wenn alle fertig sind, müssen wir darauf achten, dass jeder sein Zeug bekommt, das im Büro eingeschlossen ist. Der eine sein Spray für seine Halbglatze (obwohl ich bezweifle, dass da noch Haare nachwachsen), die andere ihr rosa Handy und der Kettenraucher seine tägliche Portion an belgischem Tabak (der extra wegen ihm alle 3 Monate dort gekauft wird). Dann bleiben wir drei alleine zurück und freuen uns über die Ruhe. Dann wird gekehrt, durchgewischt, Toiletten und Waschbäder geputzt und Wäsche aufgehängt. Jedoch kommt 2x die Woche die Putzfrau, sodass wir dann immer die Ausrede haben "ach es wird morgen gewischt" oder "das reicht doch, wenn es gestern gemacht wurde". Auf diese Weise sind wir mit dem Hausputz schnell fertig und es ist trotzdem sauber, weil jeder von uns sieht, wenn was dringend gemacht werden muss und macht es auch. Ich z.B. putze extrem häufig den Gasherd, der bei so vielen Leuten ständig verfleckt ist. Danach wird in jedem Zimmer gelüftet und die Heizung abgedreht. Dafür brauchen wir unseren Schlüssel, den wir eigentlich den ganzen Tag brauchen. Alles muss abgeschlossen sein. Die Zimmer, die große Speisekammer, das Büro, sowie Wasch- & Putzmittel und nachts der Kühlschrank (dafür gibt es allerding Schlösser mit Zahlencodes). Trotzdem vergesse ich diesen blöden Schlüssel ständig. Schon zweimal saß ich vor unserem Haus und hab mich geärgert, dass ich einfach nicht an den Schlüssel denke, der gleichzeitig auch Haustürschlüssel ist. Beim zweiten Mal hatte ich allerdings Glück, dass mir gerade noch rechtzeitig eine rettende Idee gekommen ist. Da ich kurz vorher Valerie zum Bahnhof gefahren habe, hatte ich nichts weiter bei mir als die Autoschlüssel. Da ich keine 3 Stunden auf David warten wollte, bin ich wieder in Auto gesprungen und zurück zum Bahnhof gefahren, das Auto direkt davor geparkt, rausgesprungen, zum richtigen Gleis gerannt und in den Zug nach Lille gesprungen. Bereits im ersten Wagon hab ich die angetroffen und mir ihren Schlüssel ausgeliehen. 
Also weiter zu den Aufgaben... Ich mache Fahrdienste innerhalb von Boulogne und nach Ambleteuse, habe regelmäßige Treffen mit den Verantwortichen und den anderen Freiwilligen. Donnerstags gehe ich mit Valerie einkaufen, weil David frei hat und montags geht er allein mit Valerie, weil ich da meinen freien Tag habe. Dann kommen gelegentlich Aufgaben wie Möbel tragen hinzu, heute haben wir 4 antike Kleiderschränke kleingehauen und die Kleinteile 4 Stockwerke nach unten in den Bus getragen. Ich hab keine Ahnung, ob sie die nochmal irgendwie verwenden wollen. Und meine Hauptaufgabe besteht natürlich darin, bei den Bewohnern zu sein, sie zu unterhalten, ihnen beim Wäsche machen oder der Zimmersäuberung helfen. Ich diskutiere auch mit ihnen, weil einige von ihnen partout nicht duschen wollen. Dann stehen sie vor mir wie kleine Kinder und behaupten steif und fest, sie hätten schon geduscht. Die meiste Zeit verbringe ich allerdings in der Küche, da ich so etwas wie die Köchin des Hauses geworden bin. Zwar kochen die Bewohner und wir helfen nur, jedoch macht man im Endeffekt doch alles selber. Das Essen verteilen wir auch. Heute gab es Quiche, wobei eins dunkler war als das andere und Nr. 5, egoistisch wie sie ist, mir direkt gesagt hat, dass sie "es vorzieht von diesem und nicht von dem anderen ein Stück zu bekommen". Ich habe ihr gesagt, dass sie warten soll, weil sie noch nicht an der Reihe war. Dann wird sie total ungeduldig und nervös und nennt mich "Sophiän", denn nach fast 4 Wochen kann sie unsere Namen immer noch nicht und siezt uns weiterhin. Nachdem die Küche sauber ist und jeder seinen Tee getrunken hat, sitzen wir zusammen im Wohnzimmer, schauen Fernsehen oder spielen etwas. Einige beschäftigen sich selber, mit puzzlen z.B., oder andere gehen früh ins Bett. Was ich mir übrigens auch immer vornehme, aber nie schaffe. 

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